Fazit des Pilzjahres 2019

Das Fazit des Pilzjahres 2019 hat zwei Seiten der Medaille:

Vom Mai bis Anfang August konnte man die Klimaerwärmung deutlich auch am Verhalten der Pilze erkennen. Es war teilweise gruselig. Nullwachstum. Meine Pfifferlingstellen komplett leer, keine Wachstumsphasen mehr. Wenn ich dorthin kam, war es zumeist zu trocken.

Mitte, Ende August wuchsen zwar wieder Steinpilze in den Fichtenwäldern des nördlichsten Mittelgebirges, sie waren allerdings hoffnungslos verwurmt. Also eine Freude war das Putzen nicht, wenn man 90 % Abfall hatte.

Und plötzlich ... in einem Zeitraum, wo sonst entweder nichts mehr kam (aus wetterbedingten Gründen - Schnee) oder weil die Fortpflanzung der Pilze einfach nicht mehr sein wollte ... kam plötzlich ein nicht endenwollender Sturm der Steinpilze. Sie wuchsen nicht mehr einzeln, nein, in Gruppen bis zu 8 prachtvolle Exemplare in einem 2 - 3 Quadratmeter-Umkreis.

Und so schnell sie kamen, so schnell breitete sich die Kunde aus: Hey, die Wälder sind voll!

Wenn es die friedlichen Pilzsammler waren, die man sonst jedes Jahr antraf, waren es nun ganze Horden von Steinpilzterroristen, deren Überreste man dann zum Teil in den Wäldern auffand. Zertretene kleine Steinpilze (aus Blindheit oder weil man ja bereits in der völligen Dunkelheit früh Morgens sammeln musste), liegengelassene, angefressene Steinpilze (nicht schön genug zum Verkauf an Markthändler oder Restaurantbesitzer) und, was mich am meisten aufgeregt hat: Stiele, die einfach herumlagen, ihrer Kappen beraubt, weil sie vielleicht zu schmal waren und möglicherweise von Würmern befallen sein konnten. Wenn man sie genauer betrachtete, waren sie einwandfrei. Aber Kappen, aneinander gelegt nehmen weniger Platz in den Sammeltaschen weg, als sperrige Ganzkörperpilze. Ein deutliches Anzeichen von Verkaufsgier.

Dieses Jahr wurde selbst im Naturpark Harz alles, was nur annähernd gut zu Geld zu machen war, mitgenommen. Normalerweise ist das Sammeln hier tabu! Aber das scheint die Pilzmafia sowieso nicht zu interessieren. Sie identifizieren sich nicht mit unseren Gesetzen, Vorschriften und Bestimmungen. In deren Ländern gibt es keinen Naturschutz, also wird unserer ignoriert.

Abgesehen von den Verbrechern, gab es auch eine Vielzahl normaler Sammler, die ich unterwegs traf und die manchmal schon etwas neidisch auf meine Funde schauten. Auf die Frage, wo ich die denn herhatte, gab es immer die gleiche Antwort: Hier aus dem Wald. Man muss nur die Augen aufmachen.

Auf jeden Fall war es eines der besten Steinpilzjahre, das ich erleben durfte.

Welche Pilze hatten noch Hochkonjunktur dieses Jahr? Der Hallimasch, der Kahle Krempling, der Falsche Pfifferling, der Maronenröhrling im Nadelwald und im Laubwald der Flockenstielige Hexenröhrling.

Ich wünsche allen einen friedlichen Ausklang des Pilzjahres 2019 und dass wir uns im nächsten Jahr gesund wiedersehen und -lesen. wink

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